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Iv. Der Mensch und die Hausthiere.
Die meisten Hausthiere gewähren uns Menschen gar vielen
Ilutzen. Sie geben uns Speise und Trank. Von ihnen erhalten
wir Stoffe zur Kleidung und zu nützlichen Hausgeräthen. Einige,
ä- V. der Kanarienvogel, dienen uns durch ihren Gesang zum Ver-
gnügen. Der liebe Gott hat die Hausthiere zu unserm Nutzer: und
Vergnügen erschaffen. Deßwegen haben wir Menschen die Pflicht, für
ihre Nahrung und Wohnung zu sorgen und sie freundlich zu behandeln,
^ir dürfen sie nicht über ihre Kräfte anstrengen. Das müssen
Menschen sein, welche die Hausthiere quälen.
,,Oer Gerechte sorgt auch für sein Vieh: aber das
der Gottlosen ist grausam.“ (Spr. Sal. 12, 10.)
1 Der Kuhhirt.
Ein Knabe weidete eine Kuh auf einem Grasplatze neben einem
Garten. Als er nun in die Höhe sah nach einem Kirschbaume,
^merkte er, daß einige reife Kirschen auf demselben hingen; die
glänzten ihm röthlich entgegen, und er bekam große Lust, sie zu pflücken.
Da ließ er das Thier allein, und kletterte auf den Baum.
Die Kuh aber, da sie den Hirten nicht sah, ging davon, brach
durch die Hecke in den Garten und fraß Blumen und Kräuter nach
ltzrer Lust; anderes zertrat sie mit den Füßen. — Als der Knabe
dies sah, wurde er sehr böse, sprang von dem Baume auf die Erde,
M hin, ergriff die Kuh und schlug sie sehr hart.
Da trat der Vater, der alles gesehen hatte, zu dem Knaben, sah
ihn ernst an und sprach: »Wer hat solche Schläge verdient: du oder
das Thier, welches nicht weiß, was recht oder unrecht ist? Bist du
nicht auch deinem Gelüste gefolgt, wie das Thier, das du hüten
solltest? Und nun bestrafst du es so hart und vergissest deine eigene
Schuld?! —
Da schämte sich der Knabe und erröthete vor dem Vater.
2. Die Kuh, das Pferd, das Schaf und der Hund.
Eine Kuh, ein Pferd und ein Schaf standen auf einer Weide
Zusammen und stritten unter einander, welches dem Menschen nütz-
licher sei. Die Kuh sprach: Von mir hat er die süße Milch, den
wohlschmeckenden Käse und die fette Butter. — Das Pferd: Ich
Liehe den schweren Wagen des Herrn und eile mit leichtem Schritt
dahin und trage den Reiter mit Windes Eile. — Das Schaf:
2ch gehe nackt und bloß, damit mein Herr bekleidet sei. —
Da kam der Hund zu ihnen. Den blickten sie aber verächtlich
von der Seite an, als wäre er ein gar unnützes Thier. Aber der
Herr folgte alsbald hinten nach, rief dem Hunde im freundlichsten
^one, streichelte und liebkoste ihn. Da dies die Kuh und ihre
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Das Geben, der Geber, die Gabe, das Gegebene u. s. w.
Der Vater giebt.
Was giebt der Vater?
Der Vater giebt den Apfel.
Wer bekommt oder empfängt den Apfel? Das Kind.
Aber, wem giebt der Vater den Apfel? Dem Kinde.
Der Vater giebt dem Kinde den Apfel. Die Väter geben den Kinder»
die Apfel. Giebt der Vater dem Kinde den Apfel? Geben die Väter »c»
Kindern die Apfel? U. s. w. — Was? — Wem? —
2. Was thut der Lehrer?
Schreiben, sprechen, singen, beten, zeigen, lesen, rechnen, zeichnen, durchsehe»,
verbessern, fragen, ausgeben, erzählen, vorlesen, vorschreiben, lehren, ermahne»-
drohen, strafen, Federn schneiden, versetzen, loben, hinaussetzen, tadeln, herunter'
setzen, aufrufen, entlassen.
Das Schreiben, der Schreiber, die Schrift, das Geschriebene, das Schrei
papier, der Schreibbuchstabe, das Schreibheft u. s. w.
Der Lehrer schreibt.
Kann nur der Lehrer schreiben? Nein, wir können es auch.
Ich du er, (sie, es;)
wrr rhr sie.
Ich schreibe. Du schreibst. Er (sie, es) schreibt. Wir schreiben. Ä*
schreibet. Sie schreiben.
Ich habe geschrieben. Du hast geschrieben. Er (sie, es) hat geschrieben-
Wir haben geschrieben. Ihr habet geschrieben. Sie haben geschrieben.
Ich werde schreiben. Du wirst schreiben. Er (sie, es) wird schreiben. S®**
werden schreiben. Ihr werdet schreiben. Sie werden schreiben. U. s. w.
Schreibe ich? Schreibst du? U. s. w.
3. Was schreibst du?
Ich schreibe einen Brief. Du schreibst einen Brief. Er (sie, es)
schreibt einen Brief. Wir schreiben einen Brief. Ihr schreibet eine»
Brief. Sie schreiben einen Brief.
Ich habe einen Brief geschrieben. U. s. w.
Ich werde einen Brief schreiben. U. s. w. — U. s. w.
Schreibe ich einen Brief? Schreibst du einen Brief? U. s. w.
4. Wem schreibst du einen Brief?
Ich schreibe dem Vater einen Brief. Du schreibst der Mutter eine»
Bries. Er (sie, es) schreibt dem Bruder einen Brief. U. s. w.
Ich habe dem Vater einen Bries geschrieben. U. s. w.
Ich werde dem Vater einen Brief schreiben. U. s. w. — U. s. w.
Schreibe ich dem Vater einen Brief? Schreibst du dem Vater eine»
Brief? U. s. w.
Iii. Beschreibung des Wassers.
i.
Außer Gärten und Feldern, Wiesen und Wäldern finden wir auch
auf der Erde viele kleine und große Vertiefungen, welche mit
Wasser angefüllt sind. Das Wasser ist nicht fest, wie der Erdboden-
Gießt ihr Wasser in ein Gefäß, so nimmt es die Gestalt des Gefäße^
an, und wenn ihr Wasser auf das Pultblatt gießt, so stießt es von
dem Pultblatte herunter. Man sagt deswegen: Das Wasser ist
flüssig. Das Wasser geht leicht in sehr kleine Theile auseinander,
welche Tropfen heißen, und daher sagt man: Das Wasser ist tropf"
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202
sie aber nirgends findet, weder bei der Pathin, noch auf dem Wege,
eilt sogleich Alles, was laufen kann, mit Schaufeln in den Wald, um
die Kinder zu suchen. Da sieht man denn das Nothzeichen der Kleinen,
das bekannte rothe Tüchlein, aus dem Schnee noch ein wenig hervor-
stehen, und die Leute denken gleich, daß die kleinen Mädchen selber
nicht weit davon sein können, und rufen und schreien. Die aber
drinnen in ihrer dunklen Kammer hören das Rufen und antworten
darauf, versuchen auch zugleich, sich mit den Händen heraus zu arbeiten.
Das wäre aber unmöglich gewesen, wenn nicht die Männer draußen,
welche die Stimme der Kinder gehört hatten, mit Schaufeln den großen
Schneehaufen, der um die Mädchen herlag, hinweg gearbeitet hätten;
denn der ganze Hohlweg war in der Nacht zugeschneit und zugeweht,
und es war nur gut, daß die kleinen Tannenbäumlein das schwere Dach
von Schnee so getragen hatten, sonst wären die armen Kinder erstickt.
In. Jakob und Anna.
Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte
Jakob zu Anna: „Komm, wir wollen in dem Hause etwas Gutes
zu essen aufsuchen, und es uns recht wohl schmecken lassen!“
Anna sprach: „Wenn du mich an einen Ort hinführen kannst,
wo es niemand sieht, so will ich es mitthun.“
„Nun,“ sagte Jakob, „so komm mit in das Milchkämmerlein,
dort wollen wir eine Schüssel voll fetten Rahm verzehren.“
Anna sprach: „Dort sieht es der Nachbar, der auf der Gasse
Holz spaltet.“
„So komm mit mir in die Küche,“ sagte Jakob; „in dem
Küchenkasten steht ein Topf mit Honig. In diesen wollen wir
unser Brod eintunken.“
Anna sprach: „Dort kann die Nachbarin hereinsehen, die an
ihrem Fenster sitzt und spinnt.“
„So wollen wir drunten im Keller Äpfel essen,“ sagte Jakob.
„Dort ist es stockfinster, dass uns gewiss niemand sieht.“
Anna sprach: „0, mein lieber Jakob! Meinst du denn wirklich,
dass uns dort niemand sehe? Weisst du nichts von jenem Auge
dort oben, das die Mauern durchdringt, und ins Dunkle sieht?“ —
Jakob erschrak und sagte: „Du hast Recht, liebe Schwester!
Gott sieht uns auch da, wo uns kein Menschenauge
sehen kann. Wir wollen daher nirgend Böses thun.“
20. Trauer und Freude des Schutzengels.
Thust du Gottes Willen, bist du sündenrein, so freuet sich
im Stillen dein Engelein.
Thust du aber Sünden, sind sie noch so klein, nur Schmerz
wird dann empfinden dein Engelein. .
Fühlst du wahre Reue, wird dir Gott verzeihn und jubeln
dann aufs Neue dein Engelein.
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Extrahierte Personennamen: Jakob Anna Jakob Anna Jakob_zu_Anna Jakob Anna Jakob Jakob Jakob
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rmd flickt. Sie sorgt für uns Kinder und für den Vater; sie wartet,
trägt und Pflegt die kleinsten Geschwister. Die Eltern schicken ihre
Kinder in die Schule und in die Kirche. Sie geben sich viele Mühe,
daß die Kinder das Gute lernen und thun. Sie wünschen nichts mehr,
als daß ihre Kinder gute und glückliche Menschen werden. Die Eltern
thun also ihren Kindern sehr viel Gutes und haben oft große Sorge
und Mühe um ihre Kinder. Gute Kinder sind ihren Eltern immer
gehorsam, und wo sie den Eltern bei der Arbeit helfen können, da thun
sie dieses gern. Sie danken den Eltern für alles Gute und lieben sie.
Gute Kinder machen den Eltern, wo sie nur können, Freude. Sie vergessen
nie das Gebot Gottes: Du sollst Vater und Mutter ehren, auf
daß es dir wohlgehe und du lange lebest auf Erden."
Die Geschwister müssen verträglich mit einander leben. Sie
dürfen sich nicht zanken und streiten. Die Größeren müssen den
Kleinern nach geben, sie nicht necken, und auf sie Acht geben, damit
sie nicht fallen und sich nicht wehe thun.
In manchen Familien wohnen auch oft noch Knechte und Mägde,
die man zusammen Dienstboten nennt. Manche Väter haben auch
in ihrem Geschäfte Gesellen und Lehrlinge. Die Dienstboten und
die Gesellen helfen den Eltern bei der Arbeit. Sie müssen recht fleißig
sein. Faule Leute mag niemand haben. Wir Kinder müssen gegen
Dienstboten freundlich und gefällig sein.
1. Mutter und Kind.
Mütterlein, sprich: Warum liebst du dein Kindlein doch so inniglich?
aber die Mutter spricht: „Das weißt du nicht?! Weil's fromm ist
allzeit, nicht weint und nicht schreit, und lustig ist's auch, wic's
Vöglein im Strauch. Doch geht es zur Ruh, lacht's freundlich mir
zu, und wenn es erwacht, da küßt mich's und lacht; drum lieb' ich's
so sehr, wie nichts auf der weiten Erde mehr."
Kindlein, o sprich: Warum liebst du dein Mütterlein doch so inniglich?
Und das Kindlein spricht: „Das weißt du nicht? Weil's mich hegt
und pflegt, auf den Armen mich trägt, wacht, wenn ich bin krank,
giebt mir Speis' und Trank, giebt mir Kleider und Schuh' und viel
Küsse dazu, und ist mir so gut, wie's kein Anderer thut. Drum lieb'
ich's so sehr, kann gar nicht sagen, wie sehr, wie sehr!" —
2. Was ist süßer.
Wenn der Vater seinem Kindchen in das kleine, rothe Mündchen
ein klein Stückchen Zucker steckt, und's dem Kinde prächtig schmeckt;
— Kindlein, liebes Kindlein, o sage geschwind: Muß das nicht süß
sein für Vater und Kind?
Doch wenn's Kind den Vater pfleget, weich das kranke Haupt
ihm leget, und den Mund, so welk und heiß, liebendzu erquicken
weiß; Kindlein, liebes Kindlein, o sage geschwind: Muß das nicht
noch süßer sein für Vater und Kind?
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stille schweigst, und niemandem sagst, wo ich gewesen bin, so gebe ich
dir ein Stück von meiner Bratwurst." Das Möpschen roch die Brat-!
wurst, und weil sie ihm gefiel, sagte es ja.. Darauf ging die Katze
zu dem Pommerchen und sagte leise: „Liebes Pommerchen, wenn du
stille schweigst und niemandem sagst, wo ich gewesen bin, so gebe ich
dir ein Stück von meiner Bratwurst." Das Pommerchen roch daran,
und weil sie ihm gut gefiel, sagte es ja. Nun ging die Katze noch
zu dem Spitzchen und sagte ebenso: Der Spitz wollte keine gestohlene
Bratwurst esten, und wollte auch nichts mit der spitzbübischen Katze
zu thun haben. „Nein," sagte er, „du Betrügerin, du Diebin,
ich begehre nichts von dir." Und er faßte sie beim Ohr und führte
sie in die Küche und erzählte Alles, wie es gewesen war. Da bekam
die Katze Schläge, weil sie gestohlen hatte, und das Möpschen und
Pommerchen bekamen nichts zu essen, weil sie den Diebstahl ver-
heimlicht hatten. Der Spitz aber wurde gelobt und bekam die
ganze Bratwurst zur Belohnung. —
7. Geschw ist er liebe.
Bruder: Sieh, Schwesterchen, den schönen Apfel hier! O komm
und iß ihn doch mit mir!
Schwester: Ja, Brüderchen! Allein was geb' ich dir dafür?
Bruder: Mir? nichts! denn äß ich ihn allein, so würd' er mich
nicht sehr erfreu'n, und wär' er auch noch zehnmal größer. Theil' ich
ihn aber hübsch mit dir, dann, Liebe! o daun schmecket mir die
Hälfte wohl noch zehnmal besser.
8. Bruder und Schwester.
Du liebes Schwesterlein, wir wollen immer recht artig sein: Haben
dann Vater und Mutter beide an uns Kindern ihre Freude. Sieht's
auch droben im Himmel fern Gott der Vater und hat uns gern;
spricht: So mag ich die Kinder sehen; denen soll nie ein Leid ge-
schehen; und alle die Englein um ihn her, sie hören es auch und
freu'n sich sehr.
9. Zum Marschiren.
Lastet uns marschiren:
Rr rr rumm!
Rr rr rataplan!
Vorwärts, Feldschritt, frisch voran!
Lastet uns marschiren:
Nr rr rumm!
Mit den Grenadieren:
Nr rr rumm bidibum!
Mit den Kameraden
Und mit den Soldaten,
Mit den Leutenanten,
Mit den Musikanten,
Mit den Neiterschaaren
Und mit den Husaren,
Nr rr rumm,
Nr rr rumm bidibum!
Vorwärts, Feldschritt, ausgepackt!
Rr rr haltet Takt!
Fertig! Feuer! piff, paff, bum!
Nr rr, kehrt euch um!
Vorwärts Marsch und frisch voran!
Rr rr rataplan! — Lasset u. s.
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4. Die Ährenleserin.
Kommt, Kinder, hinaus in das herbstliche Feld! Es blinken die
sicheln, die Ähre fällt. Gott sendet Segen hernieder! Wie stehen
Garben so freundlich umher! Es schwanket zur Scheune der
^vagen so schwer; es schallen so fröhliche Lieder.
Aberschwer gebeugt von Sorgen, aus der Armuth niederm
Haus wandelt, mit dem frühen Morgen, Mutter Anne traurig
aus. Und sie sammelt unter Zähren, mühsam mit dem Töchter-
lein, von zurückgelassenen Ähren sich geringen Vorrath ein. Doch
schwebt die heit're Sonne glänzend aus des Morgens
^hor, und in frommer Andacht Wonne hebt die Frau den
-olick empor:
„Der die Welt so schön bereitet,'
Der die Sonn' umstrahlt mit Licht,
Der des Waldes Thiere weidet,
Vater! du verläßt mich nicht!"
3. Der reiche Thor.
(Lukas 12, 16—21.)
Jesus sagte ihnen ein Gleichniß und sprach: Eines reichen Mannes
^cker trug reichliche Früchte.
. Da dachte er bei sich selbst und sprach: Was soll ich thun? Denn
habe keinen Raum, wo ich meine Früchte zusammenbringen könnte.
Und er sprach: Das will ich thun: Ich will meine Scheunen ab-
rechen und größere bauen; daselbst will ich Alles, was mir gewachsen,
Und meine Güter zusammenbringen.
Dann will ich zu meiner Seele sagen: Meine Seele, du hast
großen Vorrath an Gütern auf sehr viele Jahre; ruhe aus, iß, trink,
iaß dir wohl sein!
Gott aber sprach zu ihm: Du Thor! in dieser Nacht wird man
deine Seele von dir fordern: was du nun bereitet hast, wessen wird
^ sein?
So geht es dem, der sich Schätze sammelt und nicht reich
ist bei Gott.
ti. Der gute Mäher.
Früh ging ein Mäher mähen im Feld den reifen Klee, da schnitt
er mit der Sense hart an ein Nest, o weh! — Drin lagen sieben
Vöglein, die lagen nackt und bloß, o könntet ihr schon fliegen, und
Uräret ihr schon groß! — Dem Mäher that's so wehe; er sann wohl
her und hin — da kam dem guten Mäher noch Hoffnung in den
Sinn. Er mähte nun bedächtlich weit um die Stelle her und trug
den Klee von dannen und störte da nicht mehr. Die alten Vögel
flogen nun wacker ab und zu; sie fütterten die Kinder in ungestörter
Ruh'. Bald wuchsen ihre Flügel, sie flogen froh davon; der Mäher
aber fühlte im Herzen süßen Lohn.
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Knabe spricht: „O, fürcht' dich nicht! Mit allem, was nur gut dir
schmeckt, wird täglich dir der Tisch gedeckt!" Eichhörnchen spricht: „Das
brauch' ich nicht! Gefangen sein bei Leckerbissen, davon will ich,
mein Kind, nichts wissen! Viel lieber bleib' im Wald ich hier und
such' die Nüsse selber mir; von Ast zu Aste hüpf' ich frisch und deck
im Freien mir den Tisch! Mehr als ich brauche, find' ich noch, wenn
ich nur suche spät und früh, und, was man selbst mit Fleiß und
Müh' verdient, das schmeckt am besten doch."
13. Der Vogel und der Knabe.
Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann: O rühre mein kleines Nest
nicht an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine
Kinder drin; die werden erschrecken und ängstlich schrei'n, wenn du
schaust mit den großen Augen hinein.
Wohl sähe der Knabe das Nestchen gern; doch stand er behutsam
still von fern. Da kam der arme Vogel zur Ruh', flog hin und
deckte die Kleinen zu, und sah so freundlich den Knaben an: Hab'
Dank, daß du ihnen kein Leid gethan.
14. Vorsicht.
Es stieg ein Büblein auf einen Baum, o so hoch, man sah es
kaum. Schlüpfte von Ast zu Ästchen, hüpfte zum Vogelnestchen. Hei,
da lacht' es. Ei, da kracht es, plumps, da lag es drunten!
13. Der Wiederhall.
Der kleine Georg wußte noch nichts von dem Wiederhalle. Einmal
schrie er auf der Wiese: Ho, hopp! Sogleich ricf's im nahen Wäldchen
auch: Ho, hopp! Er rief hierauf verwundert: Wer bist du? und die
Stimme rief auch: Wer bist du? Er schrie: Du bist ein dummer
Junge! und — dummer Junge! hallte es aus dem Walde zurück.
Georg ward ärgerlicher und rief immer ärgere Schimpfnamen in den
Wald hinein. Alle hallten getreulich wieder zurück. Er suchte hierauf
den vermeinten Knaben im ganzen Wäldchen, um sich an ihm zu
rächen, konnte aber niemanden finden. Hierauf lief er nach Hause
und klagte es der Mutter, wie ein böser Bube sich im Walde ver-
steckt und ihn geschimpft habe. Die Mutter sprach: Diesmal hast du
dich selbst angeklagt. Du hast nichts vernommen, als den Wieder-
hall deiner eigenen Worte. Hättest du ein freundliches Wort in den
Wald gerufen, so wäre dir auch ein freundliches Wort zurück gekommen.
So geht es auch im Leben. Das Betragen anderer gegen uns
ist meistens nur der Wiederhall des unsrigen gegen sie. Begegnen
wir den Leuten freundlich, so begegnen sie uns auch freundlich. Sind
wir aber gegen sie unfreundlich, rauh und grob, so dürfen wir von
ihnen nichts beffercs erwarten.
Weiht du nun, was dir das Sprichwort sagen will:
Wie du hinein rufst in den Wald,
Die Stimme dir entgegen hallt? —
6'
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2. Dann wirst du, wie auf grünen Au’n
Durchs Pilgerleben geh’n!
Dann kannst du ohne Furcht und Gr au’n
Dem Tod ins Auge seh’n.
3. Dann wird die Sichel und der Pflug
Dir in der Hand so leicht;
Dann singest du beim Wasserkrug,
Als wär’ dir Wein gereicht.
4. Dann suchen Enkel deine Gruft,
Und weinen Thränen d’rauf,
Und Sommerblumen voller Duft
Blüh’n aus den Thränen auf.
Das Grab.
1. Das Grab ist tief und stille,
Und schauderhaft sein Land,
Es deckt mit schwarzer Hülle
Ein unbekanntes Land.
2. Das Lied der Nachtigallen
Tönt nicht in seinem Schooss,
Der Freundschaft Rosen fallen
Nur auf des Hügels Moos.
3. Verlass’ne Kinder ringen
Umsonst die Hände wund,
Der Waisen Klagen dringen
Nicht in der Tiefe Grund.
4. Doch sonst an keinem Orte
Wohnt die ersehnte Ruh’,
Nur durch die dunkle Pforte
Geht man der Heimath zu.
5. Das arme Herz, hienieden
Von manchem Sturm bewegt,
Erlangt den wahren Frieden
Nur, wo es nicht mehr schlägt.
Zehnter Abschnitt.
Die Luft — der Himmel.
I. Namen der Dinge am Himmel und in der Luft.
Die Sonne, der Mond, der Stern, das Gestirn, der Sternschnuppen,
das Irrlicht, der Dunst, der Dampf, der Thau, der Reif, der Nebel,
der Regen, der Schnee, der Hagel, die Wolke, der Blitz, der Donner,
das Gewitter, der Regenbogen, der Wind, der Sturm, das Licht, die
Dämmening, die Dunkelheit, die Finsterniß, die Morgenröthe, die
Abendröthe, die Wärme, die Kälte.
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203
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21. Sieben Fragen.
Wer weiß, woraus das Brünnlein quillt, daraus wir trinken werden?
Wer weiß, wo noch das Schaflein geht, das für uns Wolle träget?
Wer weiß, woraus das K örnlein wachst, das uns zur Nahrung dienet?
Wer weiß, wer uns den Tisch noch deckt, der uns den Körper weidet?
Wer weiß, wer uns den Wey noch zeigt, darauf wir wandern müssen?
Wer weiß, wo noch das Bettlern steht, darin mich Gott einleget?
Wer weiß, wannehr der Tod wohl kömmt, der uns zum Richter führet —
Ach, treuer Vater, das weißt du, dir ist ja nichts verborgen.
Und wenn's auch heute nicht Geschieht, geschieht es doch wohl morgen.
Ihr Sorgen weicht, laßt uns in Ruh'; denn Gott will für uns sorgen.
22. Was der Mensch weiß und nicht weiß.
Db ich lange leben werde? Db ich Mig sterben werde? Db
ich oft mich freuen werde? Db ich öfter weinen werde?
Don dem Allen weiß ich nichts. Aber daß ich, weil ich lebr4
unter deinem Schuhe lebe! dies ich weiß und fürchte nichts.
23. Die sieben Kindlein.
Am frühen Morgen, als es anfing zu dämmern, erhob sich ein
frommer Hausvater mit seinem Weibe von dem nächtlichen Lager, und
sie dankten Gott für den neuen Tag und die Stärkung des Schlum-
mers. Das Morgenroth aber strahlte in das Kämmerchen, und ihre
sieben Kindlein lagen in den Betten und schliefen.
Da sahen die Eltern die Kindlein an nach der Reihe, und die
Mutter sprach: „Es sind ihrer sieben an der Zahl! Ach, es
wird uns hart fallen, sie zu ernähren!" Denn es war eine
Theurung im Lande. Der Vater aber sprach: „Siehe, schlummern
nicht alle sieben in voller Gesundheit? Und fließt nicht von Neuem
das Morgenroth über sie her, daß sie so schön aussehen, wie sieben
blühende Röslein? Mutter! das beweiset uns ja, daß der,
welcher das Morgenroth macht und den Schlaf sendet, sie
lieb hat und ihrer nicht vergessen wird."
Und als sie nun aus dem Kämmerlein traten, da standen an der
Thür vierzehn Schuhe in einer Reihe, immer kleiner, je zwei für ein
jegliches Kindlein. Da sah die Mutter die Schuhe an, daß-ihrer so
viel waren, und seufzte. Der Vater aber sprach: „Mutter! was
seufzest du? Haben sie doch alle sieben die munteren Füßlein von
ihrem Schöpfer empfangen; wie sollten wir denn um die Hüllen uns
ängstigen? Haben doch die Kindlein Vertrauen zu uns; wie sollten
wir es denn nicht zu dem haben; der mehr vermag, als wir bedürfen?
— Siehe, seine Sonne kommt! Wohlan, laß uns auch unsern
Tageslauf, wie sie, mit fröhlichem Muthe beginnen!"
Also redeten sie und gingen voll Vertrauen auf Gott an ihr Tagewerk.
Und der Herr segnete ihre Arbeit, daß sie genug hatten sammt den Kindern.
21. Bete und arbeite.
Auf Erden mußt du das deine thun, den Kops und die Hände regen:
doch darfst du dabei im Beten nicht ruhn! denn Gott verleihet den Segen.
Das wird stets größere Lieb' und Kraft zum Werk in das Herz dir bringen,
und was mit Gott man denket und schafft, das kann nur glücklich gelingen.
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Da antwortete der König und sprach: „Nun wohl! aber was soll dieses
«nd wo ist solches geschehen?"
Da sprach der fromme Bischof: „Siehe! du kannst mich auch entkleiden von
diesem irdis chen Gewände. Aber ich habe einen Herrn, der wird mich neu
bekleiden. Sollteich denn des Kleides achten und die Treue dafür hingeben?“
Da sprach der heidnische König: „Gehe; ich schenke dir dein Leben!“
31 Der Knabe am Grabe des Vaters.
Ein armer Knabe stand einst bei einem neuen Grabeshügel und weinte bitter-
lich. Unter diesem Hügel lag sein guter lieber Vater. Vor einigen Tagen hatte
man seine Leiche hierher getragen und in die kalte Erde gesenkt. Der Knabe
war nun ganz verwais't; denn vor mehreren Jahren schon hatte er seine
Mutter verloren, und letzt war ihm auch der Vater entrissen. „Ach," seufzte
der Kleine, „fetzt habe ich auch keinen Vater mehr! Die Hand, die für mich
arbeitete, rst kalt und verwes't im Grabe. Nie mehr sehe ich des guten
Vaters freundliches Lächeln, womit er mich erfreute, wenn ich brav war;
der Mund, von dem ich so schöne Lehren hörte, ist auf immer verstummt.
Niemand liebt mich mehr so sehr, wie er, der gute, liebe Vater, mich geliebt
hat. Ach, wie hart, wie gar hart ist es, keinen Vater mehr zu haben!"
So jammerte der Waisenknabe, und Thräne auf Thräne netzte des
Vaters Grab. Da sah er mit seinen rothgeweinten Augen aus das Grabkreuz
hin, und hier stand ein Engel gemalt. Mit der einen Hand zeigte der Engel
gegen Himmel empor, und in der andern hielt er eine Schrift mit den Wor-
ten: „Vater unser, der du bist in dem Himmel!" Diese Worte erhei-
terten das Gemüth des armen Waisen, und nachdem er seine Thränen getrock-
net, faltete er getrost die Hände und betete: „Ach, guter Gott im Himm el,
dich hätte ich bald vergessen; du bist mir doch noch als Vater ge-
blieben, dich verlor ichnicht. Du nahmst meinen Vater ru dir und
willst nun für ihn mein Vater sein. Du liebst die Menschenkinder
noch weit mehr, als ein irdischer Vater seine Kinder lieben kann.
Du hast uns ja deinen eigenen Sohn zum Bruder gegeben und
durch ihn uns zu deinen Kindern wieder angenommen. Darum,
Vater im Himmel! verlasse mich, dein armes Kind, nicht; sei und
bleibe du von nun an mein Vater!" So betete der Waisenknabe und
ward getröstet, und der himmlische Vater sorgte für ihn, daß aus ihm zwar
kein reicher, aber ein frommer, genügsamer und dann glücklich er Mensch
wurde. Noch in seinem hohen Alter erinnerte er sich gern, wie ihn einst die
Anrede des „Vater unser" aus dem Grabkreuze seines Vaters getröstet
habe, und er dankte Gott von Herzen dafür.
32. Das Grab.
Die schwarzen Männer tragen ein Särglein aus dem Haus, drin liegt ein
todtes Kindlein, das tragen sie hinaus.
Sie senken's in die Erde, zur kühlen, dunklen Ruh', — die Schollen fallen
drüber und decken warm es zu.
Es schläft im engen Bettchen, mit Erde zugedeckt, bis Jesus Christus
wieder aus seinem Schlaf es weckt.
Wie stille muß sich's schlummern dort in des Grabes Schooß wohl unter
rothen Röslein und unter grünem Moos!
Auch ich werd' einst getragen hinaus zur stillen Ruh; die schwarzen Män-
ner decken mich dann mit Erde zu.
Doch bald erscheint ein Morgen, ein Morgen hell und klar, da Jesus
kommt als Richter mit seiner Engel Schaar.
Dann ruft er in mem Gräblem: „Steh auf, steh auf mein Kind!" Und
aus dem tiefen Schlafe erwach' ich dann geschwind.
Dann ist die Nacht verschwunden, ein sel'ger Morgen lacht, voll Jubel
und voll Wonne, voll Glanz und Himmelspracht.
Zum Himmel darf ich eilen, bei Jesu darf ich sein, und singen süße Lieder
mit Gottes Engelein.
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